Lohnzettel besser verstehen - Welche Abzüge habe ich in der Schweiz?
Du bekommst jeden Monat von deinem Arbeitgeber ein Gehalt ausgezahlt, weisst aber gar nicht, wie sich das genau zusammensetzt und welche Abzüge in deine Sozialversicherungen gehen? In diesem Beitrag schauen wir uns die wichtigsten Positionen auf deinem Lohnzettel an und klären, wie du die verschiedenen Zahlen interpretierst. Ausserdem lernst du den Unterschied zwischen deinem Brutto- und Nettolohn, worauf nachher die Einkommenssteuer fällig wird und was gilt, wenn du quellenbesteuert wirst.
Das sind die wichtigsten Kategorien auf deinem Lohnzettel
Lohn
Bruttolohn
Beiträge AHV / IV / EO / ALV / NBUV
Berufliche Vorsorge (2. Säule)
Nettolohn
Quellensteuerabzug
Zuwendungen vom Arbeitgeber
1. Lohn
Den Lohn, den du ganz oben in der ersten Zeile deines Lohnzettels siehst, ist dein verhandeltes Jahresgehalt / 12 Monate gerechnet. Wichtig hierbei ist: Das ist dein Lohn OHNE jegliche Abzüge (wie Pensionskasse oder Versicherungen).
2. Bruttolohn
Dein Bruttolohn ergibt sich als Angestellte*r in der Schweiz aus deinem Lohn plus Zulagen (z.B. Kinderzulagen oder Verpflegungspauschalen).
3. Beiträge AHV / IV / EO / ALV / NBUV
Deinem Bruttolohn werden folgende Beiträge abgezogen:
Bezeichnung | Kosten | Auswirkung |
---|---|---|
AHV (Alters- und Hinterlassenenversicherung) | monatlich 8,7%, die zur Hälfte von dir und zur Hälfte von deinem Arbeitgeber gezahlt werden - dir werden also 4,35% abgezogen (Stand 2024) | Sichert die grundlegende Existenz im Alter |
IV (Invalidenversicherung) | monatlich 1,4%, die wieder hälftig von dir und deinem Arbeitgeber getragen werden - du zahlst also 0,7% (Stand 2024) | Greift bei kompletter oder teilweise Erwerbsunfähigkeit durch Krankheit oder Unfall und zahlt dir eine IV-Rente |
EO (Erwerbsersatzordnung) | monatlich 0,25% - dein Arbeitgeber zahlt den gleichen Betrag auch nochmal ein (Stand 2024) | Zahlt Personen, die einen Militär- oder Zivildienst antreten, einen Erwerbsausgleich |
ALV (Arbeitslosenversicherung) | monatlich 1,1% - Falls du über 148.000 CHF verdienst, sind es nur 0,5%. Auch hier zahlt der Arbeitgeber den gleichen Betrag nochmal ein (Stand 2024) | Sichert deine Lohnfortzahlung in Höhe von 70% ohne Kinder oder 80% mit Kindern vom Lohn (maximal versicherter Lohn 148.200 CHF) in der Arbeitslosigkeit und Maßnahmen, die deine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt unterstützen |
NBUV (Nichtbetriebsunfallversicherung) | abhängig von der Versicherung des Arbeitgebers und liegen bei 1-3% des Lohns. Je nach Arbeitgeber zahlt der Arbeitnehmende alles, teilweise oder auch nichts. Die Kosten für die Berufsunfallversicherung (BUV) trägt der Arbeitgeber allein. | Deckt die durch einen Unfall entstandenen medizinischen Kosten - wer mehr als 8h in der Woche arbeitet, ist über den Arbeitgeber auch für Nichtbetriebsunfälle (in der Freizeit entstandenen Unfällen) versichert. |
4. Berufliche Vorsorge (2. Säule)
Neben den Abzügen für Sozialversicherungen wie der AHV werden deinem Bruttolohn auch Beiträge für deine 2. Säule abgezogen - sowohl regelmässige Beiträge als auch Pensionskassen-Einkäufe.
Ab dem 25. Lebensjahr und 22.050,- CHF Einkommen zahlen Arbeitnehmende in die Pensionskasse (BVG) ein. Die genaue Einkommensschwelle kann von Pensionskasse zu Pensionskasse unterschiedlich sein.
Laut Gesetz zahlt der Arbeitnehmende 50% und der Arbeitgeber 50% in die Pensionskasse ein, allerdings kann der Arbeitgeber auch mehr als 50% einzahlen, was ein Vorteil für dich als Mitarbeiter*in wäre. Es gibt zum Beispiel Pensionskassen, bei denen Arbeitgeber aus 3 verschiedenen Modellen wählen können (von kleinen, mittleren bis grossen Einzahlungen).
Wie hoch sind also die monatlichen Beiträge? Der monatliche Beitrag, der von deinem Lohn abgeht, hängt nicht nur von der Höhe deines Einkommens ab, sondern auch von deinem Alter:
Alter | Altersgutschriften |
---|---|
25-34 Jahre | 7% |
35-44 Jahre | 10% |
45-54 Jahre | 15% |
55-65 Jahre | 18% |
Achtung: Die Altersgutschriften basieren in der Regel nicht auf deinem Bruttolohn, sondern auf dem versicherten Lohn oder dem koordinierten Lohn. Der versicherte Lohn ist dein Bruttolohn abzüglich dem Koordinationsabzug. Dieser liegt bei 25.725,- CHF bis Ende 2024 und 26.460,- CHF ab 2025.
Beispiel: Du verdienst 80.000,- brutto, dann ist dein versicherter Lohn 80.000,- - 24.725,- = 54.275,-. Wenn du nun 36 Jahre alt bist, dann wären deine Altersgutschriften 10% von 54.275,-, also 5.427,- CHF im Jahr.
Wichtig: Der Koordinationsabzug kann 25.725,- CHF sein, er kann aber auch geringer sein, wenn dein Arbeitgeber in seinem Vorsorgeplan etwas anderes vorsieht. Wie hoch dein koordinierter oder versicherter Lohn ist, sieht du im Pensionskassenausweis.
Die oben erwähnten Altersgutschriften können je nach Pensionskasse abweichen - am besten fragst du direkt bei deiner Pensionskasse an, um die genauen Zahlen zu erhalten.
Wie du mehr aus deiner 2. Säule rausholst, habe ich hier thematisiert.
Gut zu wissen: Verdienst du weniger als 22.050 CHF pro Jahr (z.B. in Teilzeit), so kannst du dich freiwillig über die Auffangeinrichtung des BVGs versichern.
5. Nettolohn
Juhu, wir haben es geschafft: Aus deinem Bruttolohn wurde zuzüglich Zulagen wie Kinderzulage und abzüglich der Sozialversicherungs- und Pensionkassenbeiträge nun dein Nettolohn. Das ist der Betrag, den du monatlich auf dein Konto überwiesen bekommst. Und: Diesen musst du jährlich als Einkommen in deiner Steuererklärung angeben. Von diesem werden dann deine Abzüge abgezogen (z.B. Pendlerpauschale) und am Ende erhältst du dein “zu versteuerndes Einkommen”, auf das Einkommenssteuer fällig ist. Um deine Einkommenssteuer besser zu verstehen, lege ich dir diesen Artikel ans Herz.
Wichtig: Hier unterscheiden sich die Steuersysteme der Schweiz und Deutschland! Der Schweizer Nettolohn zieht lediglich die Sozialabgaben ab - Steuern werden nicht, wie in Deutschland, monatlich automatisch abgezogen. Der deutsche Nettolohn entspricht in der Schweiz dem “zu versteuernden Einkommen”.
6. Quellensteuerabzug
Für alle Angestellten, die keine Schweizer*innen sind und keinen C-Ausweis haben (z.B. B-Ausweis), fällt die Quellensteuer an. Diese bekommst du auch auf deinem Lohnzettel ausgewiesen. Deinem Nettolohn wird die Quellensteuer direkt abgezogen - das Geld, was du monatlich überwiesen bekommst, hat die Quellensteuer also schon beglichen.
Interessant: Als quellenbesteuerte Person in der Schweiz gleicht der Nettolohn also dem in Deutschland ausgezahlten Nettolohn, weil die Steuern bereits automatisch abgezogen wurden.
Die Quellensteuer für dein Gehalt und Kanton kannst du provisorisch über Seiten wie Comparis oder auch über die Seite von der ETH vergleichen.
Wenn du quellenbesteuert wirst, musst du - bis 120.000 CHF Jahresgehalt - keine Einkommenssteuererklärung ausfüllen.
Wichtig zu wissen: Solange du keinen C-Ausweis hast, bist du immer quellensteuerpflichtig. Sobald du aber über 120.000 CHF im Jahr verdienst, musst du die Steuererklärung ausfüllen. Die Quellensteuer wird dir trotzdem monatlich abgezogen und dann über deine jährliche Steuererklärung zurückgezahlt. Erst wenn du den C-Ausweis hast, wird die Quellensteuer nicht mehr abgezogen. Solltest du unter 120.000 CHF verdienen und freiwillig die Einkommensteuererklärung ausfüllen, weil du z.B. in die Säule 3a einzahlst, musst du diese fortan jedes Jahr einreichen. Einmal Einkommenssteuererklärung ausgefüllt, immer ausgefüllt. Wenn du also unter 120.000 CHF pro Jahr verdienst, solltest du dir gut überlegen, ob sich das Ausfüllen der Steuererklärung für dich lohnt, da du zwar von Abzügen profitierst, unter Umständen aber höher besteuert wirst als mit der Quellenbesteuerung.
7. Zuwendungen vom Arbeitgeber
Auf dem Lohnzettel findest du gegebenenfalls unter deinem Nettolohn noch weitere Zuwendungen von deinem Arbeitgeber, wie etwa Spesen von beruflichen Reisen oder Weiterbildungen. Auf diese Zuwendungen zahlst du weder Sozialversicherung noch Steuern. Daher wirken sie sich nicht auf deinen Nettolohn aus - weder positiv, noch negativ.
Zusammenfassung: Lohnzettel
Wir halten also fest:
Lohn
- Zulagen
= Bruttolohn
- Beiträge in die AHV / IV / EO / ALV / NBUV (1. Säule)
- Beiträge in die Pensionskasse (2. Säule)
= Nettolohn
Bei Quellensteuer: Deinem Nettolohn wird die Quellensteuer direkt abgezogen und du musst am Ende des Jahres keine Einkommenssteuererklärung ausfüllen oder zusätzliche Einkommenssteuern zahlen. Gilt nur, wenn du unter 120.000 CHF Jahresgehalt hast, keinen C-Ausweis hast und nicht Schweizer*in bist!
Bei normaler Einkommenssteuererklärung: In der jährlichen Steuererklärung gibst du deinen Nettolohn an. Diesem werden dann deine Abzüge gegengerechnet (z.B. für Weiterbildungskosten oder Pendlerpauschalen). Am Ende bleibt dein “zu versteuerndes Einkommen”. Das Thema schauen wir uns im nächsten Abschnitt genauer an!
Die Einkommenssteuer im Überblick
Wenn du mehr als 120.000 CHF verdienst, Schweizer*in bist oder einen C-Ausweis hast, dann musst du jährlich deine Einkommenssteuererklärung machen und nachträglich deine Steuern für das Jahr begleichen.
Es steht in der Schweiz jedem Kanton offen, eigene Steuersätze für die Einkommenssteuer festzulegen. Die Steuersätze variieren also pro Kanton - zum Beispiel hat der Kanton Zug niedrigere Einkommenssteuersätze als Zürich. In diesem Artikel findest du eine Übersicht der Steuersätze pro Kanton.
Die Einkommenssteuer wird in jedem Kanton progressiv erhoben, was bedeutet, dass höhere Einkommen auch mehr Einkommenssteuer zahlen. Deine ungefähren Steuern kannst du über die Seite von der Eidgenössische Steuerverwaltung oder Comparis berechnen.
Für deine Steuererklärung kannst du die Software deines Kantons nutzen, um diese auszufüllen und einzureichen.
So könnten also deine Abzüge von deinem Lohn aussehen:
Dein Lohn: Die Basis für deine Finanzen
Als Angestellte*r ist der Lohn die Basis, auf der du berechnest, wie viel du für laufende Kosten wie Miete und Lebensmittel ausgeben kannst. Aber auch deine Spar- und Investmentquote hängt davon ab. Es liegt auf der Hand: Je mehr du verdienst (ohne automatisch deine Lebenshaltungskosten hochzuschrauben), desto mehr kannst du für das Alter weg- und anlegen.
Laut einer Studie von Credit Suisse (SRF, 2016) liegen die obligatorischen Abgaben bei ca. 27,1% des Bruttoeinkommens, die Fixkosten bei ca. 16,2%. Nach diesen Ausgaben bleiben also durchschnittlich 43,3% des Bruttoeinkommens zur freien Verfügung.
Die Haushaltserhebung des BFS zeigt folgende Einkommen und Ausgaben in Schweizer Haushalten mit durchschnittlich 2,08 Personen:
Bei einem Haushaltseinkommen von 7.771 CHF bleibt nach allen Abzügen und täglichen Ausgaben ein Sparbetrag von 1.546 CHF zur freien Verfügung. Hiermit müssen dann Urlaube, private Altersvorsorge wie ETFs oder ein neues Auto finanziert werden.
Zum Vergleich: Die Sparquote der Schweizer*innen liegt bei 19,9% - deutlich über anderen Ländern wie Deutschland (11,1% in 2024) oder Österreich (9% in 2023).
Wichtiger Unterschied: In Deutschland geht die Krankenversicherung vom Bruttolohn automatisch weg. In der Schweiz muss sie selbst und aus dem Nettolohn gezahlt werden.
Fazit zum Thema Lohnzettel:
Für eine bessere Budget- und Finanzplanung macht es Sinn zu verstehen, was monatlich netto, nach Abzügen, Steuern und anderen Kosten von deinem Gehalt übrig bleibt. In diesem Artikel haben wir uns die wichtigsten Positionen auf deinem Lohnzettel angeschaut, damit du ganz genau weisst, wo dein Geld hinfliesst.
Abschliessend möchte ich noch einige Tools und Seiten mit dir teilen, die dir bei der genauen Berechnung deiner Abzüge und Steuern behilflich sein können: