Crowdlending & P2P Lending - Dein Einstieg in alternative Investments
Stell dir vor, du könntest dein Geld für andere arbeiten lassen und dabei selbst Zinsen verdienen – ganz ohne Bank. Genau das ermöglicht Crowdlending. Immer mehr Menschen entdecken diese modernen Anlageformen für sich. Doch was steckt wirklich dahinter? In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Unterschiede, Chancen und Risiken. Ob Business, Consumer oder Real Estate Crowdlending – wir zeigen dir, wie du klug investierst und dein Portfolio diversifizierst.
Inhaltsverzeichnis
Du kennst sicherlich den Begriff “Crowdfunding”: Es gibt ein Projekt, das für die Umsetzung oder einen Notfall Geld benötigt, und dafür Spenden in der Gesellschaft sammelt. Anstatt einen Kredit bei der Bank anzufragen (oftmals in diesen Situationen nicht möglich), tun sich viele verschiedene Bürger*innen zusammen und geben Geld zu diesem Zweck.
Beim Crowdlending tun sich ebenfalls viele Menschen zusammen, aber diesmal, um anderen Menschen Geld zu leihen. Sie erwarten eine Zinszahlung und auch die Rückzahlung ihres Geldes nach Ablauf der Leihzeit. Crowdlending wird manchmal auch als Peer to Peer (P2P) Lending bezeichnet. Wie sich die beiden Konzepte im Detail unterscheiden, klären wir weiter unten.
Dann gibt es noch Crowdinvesting: Hier können eine Vielzahl von Menschen kleine Beteiligungen an Unternehmen kaufen, um dieses zu finanzieren. Sie werden damit am Erfolg des Unternehmens beteiligt.
Wir halten also fest:
Crowdfunding: Ein Projekt wird von Menschen finanziell unterstützt, ohne Rückzahlung dieser Gelder.
Crowdlending: Ein Projekt wird von Menschen finanziell unterstützt, mit Erwartung einer Rückzahlung + Zinszahlung für die Dauer des Kredits.
Crowdinvesting: Ein Unternehmen wird von Menschen finanziell unterstützt und im Gegenzug werden diese am Erfolg des Unternehmens beteiligt.
Dabei ist der Crowdlending-Bereich der grösste: Mehr und mehr Menschen engagieren sich in diesem Bereich. Laut Statista beträgt 2024 das Transaktionsvolumen ca. 29,94 Mrd. Euro. Es wird bis 2028 ein Gesamtvolumen von 35,13 Mrd. Euro prognostiziert (was ein jährliches Wachstum von +4,08%) wäre.
Zum Vergleich sind es beim Crowdfunding 558.7 Mio. CHF (Jahr 2023) und beim Crowdinvesting 4,98 Mio. Euro Transaktionsvolumen.
Was ist Crowdlending?
Wie eingangs bereits erklärt, leiht beim Crowdlending eine grössere Gruppe von Anleger*innen Geld an Einzelpersonen oder Unternehmen. Es wird meist über Plattformen organisiert, und du investierst in kleine Teile eines grösseren Kredits.
Brechen wir es herunter: “Crowd” heisst Schwarm und “lending” leihen. Viele Privatpersonen geben einen Kredit an andere Privatpersonen. Hierfür wird eine Crowdlending-Plattform genutzt.
Stell dir vor, du benötigst einen Kredit, erhältst aber keinen von deiner Hausbank oder nur zu ungünstigen Konditionen (hohe Zinsen). In diesem Fall kannst du dich an eine Crowdlending-Plattform wenden.
Die Crowdlending-Plattform stuft dich dann als Kreditnehmer*in ein, indem sie dir eine Risikokategorie zuweist. Die zentrale Frage für die Plattform lautet (genau wie bei einer traditionellen Bank auch): Bist du in der Lage, das Geld fristgerecht zurückzuzahlen oder nicht?
Das Ganze funktioniert auch andersherum: Über eine Plattform kannst du anderen Menschen als Kreditgeber*in Geld leihen. Im Gegenzug verdienst du Zinsen - aktuell mehr Zinsen, als deine Bank dir für dein Erspartes gibt. Als Kreditgeber*in kannst du über die Plattform in verschiedene Kreditprojekte Einsicht nehmen. Diese Information hilft dir zu entscheiden, ob du Geld verleihen möchtest und an wen.
Beispiel: Eva meldet sich bei einer Crowdlending-Plattform als Kreditgeberin an. Sie findet ein Projekt von Isabell. Eva leiht Isabell 500,- CHF, welches Isabell Eva in 12 monatlichen Raten plus 6% Zinsen zurückzahlt.
Es gibt verschiedene Kategorien von Crowdlending:
Business Crowdlending: Für Unternehmen, die z.B. Liquididätsengpässe haben oder Ware vorfinanzieren müssen
Consumer Crowdlending: Klassische Konsumkredite wie z.B. für ein neues Auto, die Hochzeit oder einen Notfall
Real Estate Crowdlending: Gibt es sowohl für Privatpersonen als auch Firmen; werden z.B. zur Zwischenfinanzierung bei Immobilienprojekten genutzt oder für Immobilienkredite an Privatpersonen, die bei der Hausbank als nicht kreditwürdig eingestuft wurden
Als Kreditnehmer*in ist für dich nur Kategorie 2 interessant, als Kreditgeber*in kannst du jedoch in allen 3 Kategorien von Crowdlending Zinsen verdienen.
Welche Crowdlending Anbieter gibt es in der Schweiz?
Durch die steigende Nachfrage nach Crowdlending-Möglichkeiten hat sich in puncto Anbieter auch in der Schweiz einiges getan. Hier sind die bekanntesten Anbieter sortiert nach Kategorie:
Business Crowdlending | Privat Crowdlending | Immobilien Crowdlending |
---|---|---|
Lend | Lend | Crowdhouse |
Crowd4Cash | Crowd4Cash | EstateGuru |
Lendora | Swisslending | |
Foxstone |
Wie verdienst du mit Crowdlending Geld?
Ich habe es bereits angedeutet: Wenn du als Kreditgeber*in dein Geld an andere Personen oder Firmen verleihst, wirst du mit einem Zins vergütet. Mit der Leihgabe deines Geldes gehst du ja auch ein Risiko ein, für welches du belohnt wirst.
Folgende Zinszahlungen kannst du aktuell (Stand 2024) erwarten:
Lend: ab 4,5%
Crowd4cash: zwischen 6 und 8%
Lendora: zwischen 3,5% und 7,5%
SwissLending: durchschnittlich 8,1%
EstateGuru: durchschnittlich 10,25% (Anlage in € - möglicher Währungsverlust für Schweizer*innen)
Was sind die Risiken?
Wie jede Geldanlage ist auch das Crowdlending mit Risiken verbunden. Das es sich hierbei vor allem um Kreditnehmer*innen handelt, die auf dem traditionellen Kreditmarkt keine Finanzierung erhalten haben, ist das Risiko höher als bei anderen Anlageklassen. Im Gegenzug bekommst du aber auch höhere Zinsen als bei anderen Anlagen.
Die grössten Risiken für dich als Kreditgeber*in sind:
Ausfall des Kreditnehmer*ins: Ein Risiko ist, dass der Kreditnehmer*in die Summe nicht zurückzahlen kann. In diesem Fall kannst du gerichtlich vorgehen - die meisten Plattformen übernehmen diesen Prozess für dich. Sollte der Kreditnehmer*in zahlungsunfähig sein, besteht die Gefahr, dass du dein Geld nicht mehr wieder siehst.
Plattform-Pleite: Zusätzlich besteht das Risiko, dass die Crowdlending-Plattform pleite geht. In diesem Fall verlierst du nicht zwangsläufig dein Geld, aber es muss dann geklärt werden, wie die Rückzahlungen abgewickelt werden.
Um den Risiken so gut wie möglich zu entgehen, solltest du bei der Auswahl des Crowdlending-Anbieters auf folgende Kriterien achten:
Zinsen und Renditen: Klar, im Crowdlending gibt es attraktive Zinsen. Sollten sich die Versprechen der Plattformen aber zu gut anhören, dann ist Vorsicht geboten. Alles über 15% Rendite ist in meinen Augen unrealistisch - und wenn sie diese Renditen erzielen, dann nicht unbedingt auf ethischem Wege.
Transparenz: Verstehst du, in was du genau investierst? Werden dir alle Informationen zu den Kreditnehmer*innen bereitgestellt? Wenn du das Gefühl hast, dass die Plattform nicht alle Informationen transparent mit dir teilt, dann lass’ lieber die Finger davon.
Bonität der Kreditnehmer*in: Stehen dir genug Informationen zur Bonität der Kreditnehmer*innen zur Verfügung? Gerade bei Immobilieninvestments musst du die Möglichkeit haben, in wichtige Dokumente Einsicht zu haben.
Kundenservice: Ist die Plattform gut zu erreichen? Hast du eine Möglichkeit Fragen zu stellen? Hier kann es sich auch lohnen, auf Schweizer oder zumindest europäische Anbieter zurückzugreifen, damit du eine gute Gesetzesgrundlage hast, die dich im Zweifelsfall als Investor*in beschützt.
Welche Summe kann ich verleihen?
Das ist vom Anbieter abhängig, Lend zum Beispiel hat eine Mindestsumme von 500 CHF, bei grösseren Projekten sogar 1.000 CHF. Lendora und Crowd4Cash erwarten ebenfalls 500 CHF. Es gibt allerdings auch Immobilienplattformen, wo du mindestens 10.000 CHF einzahlen musst.
Wie lange musst du auf dein Geld verzichten?
Die Projektlaufzeiten variieren von Plattform zu Plattform und von Projekt zu Projekt. Es gibt Projekte mit kurzen Laufzeiten von 6 Monaten, bei anderen sind es 1 bis 5 Jahren. Das macht ja auch Sinn: Wenn jemand sein Haus zwischenfinanziert oder ein Auto kauft, dann ist es unwahrscheinlich, dass er das Geld in wenigen Monaten zurückgezahlt hat.
Wichtig für dich als Kreditgeber*in: Verleihe nur Geld, welches du nicht gerade brauchst und wovon du nicht abhängig bist. Also bitte nicht deinen Notgroschen anfassen!
Was ist P2P-Lending und wie unterscheidet es sich vom Crowdlending?
Crowdlending und P2P (Peer-to-Peer) Lending sind sich ähnlich, aber es gibt einen feinen Unterschied:
Crowdlending: Hier leiht eine grössere Gruppe von Anleger*innen Geld an Einzelpersonen oder Unternehmen. Es wird meist über Plattformen organisiert, und du investierst in kleine Teile eines grösseren Kredits.
P2P Lending: Hier liegt der Fokus auf der direkten Kreditvergabe zwischen Einzelpersonen, ohne dass eine Bank zwischengeschaltet ist. Es bleibt persönlicher, oft eins zu eins oder in kleineren Gruppen.
Beide Modelle ermöglichen dir, als Anleger*in Zinsen zu verdienen.
Die Schweizer Anbieter im Vergleich
Um dir die Auswahl einer Crowdlending-Plattform leichter zu machen, haben wir dir die grössten Anbieter der Schweiz verglichen:
Anbieter | Angebot | Mindestinvest | Kosten | Zins | Features |
---|---|---|---|---|---|
Lend | Privat- und Geschäftskredite | 500 CHF / 1.000 CHF bei größeren Projekten | 1% | 6,1% durchschnittlicher Zins |
Robo Invest, der automatisch dein Portfolio zusammenstellt Hypovest - Investment in CH Immobilien |
Crowd4Cash | Privat- und Geschäftskredite | 500 CHF | 0,9% | 6,4% historische Rendite | Autoinvestor für automatisches Anlegen |
Lendora | Privatkredite | 500 CHF | 0,5% | bis zu 7,5% Zins | n/a |
SwissLending | Immobilienkredite | variiert pro Projekt, um die 100.000 CHF | 1-5% | 8,1% durchschnittliche Rendite | Zugang zu institutionellen Anlageklassen, die Privatleuten sonst nicht offen steht |
Swisspeers | Geschäftskredite | 3.000 CHF für Einzelprojekte, 1.000 CHF für AutoInvest | zwischen 15% (Portfolio über 1 Mio CHF) und 30% (Portfolio unter 50.000 CHF) | 6,81% durchschnittlicher Zins | AutoInvest (ab 30.000 CHF Anlagesumme) |
EstateGuru | Immobilienkredite | 50€ | 0,05% Management Fee (max. 50€ pro Jahr) + 0-2% (abhängig vom Projekt) | 10,25% durchschnittlicher Zins |
AutoInvest Anteile können auf dem Sekundärmarkt verkauft werden, falls du das Geld früher benötigst keine CH Plattform, Anlage in € -> möglicher Währungsverlust |
Meine Tipps für deine Crowdlending- und P2P-Investments
Jetzt wo du viel über die Anlageklasse “Crowdlending” gelernt hast, gebe ich dir noch ein paar meiner Tipps auf dem Weg, wie du diese Investments in deine grössere Investmentstrategie und Portfolio einsortieren kannst:
Diversifikation: Der Grundsatz beim Investieren gilt auch für Crowdlending. Achte darauf, in mindestens 20 Projekte zu investieren, um dein Risiko zu streuen - d.h. wenn du mindestens 500,- CHF pro Projekt investieren musst, hast du ein Gesamtinvestment von mindestens 10.000,- CHF. Generell sollten alternative Anlagen maximal 15% von deinem Gesamtportfolio ausmachen: Dieses müsste der Logik nach dann mindestens 67.000,- CHF ausmachen.
Recherche: Da die Risiken bei dieser Anlageklasse höher sind als bei anderen, wie z.B. ETFs, empfehle ich dir, die von dir ausgewählte Plattform auf Herz und Nieren zu prüfen, bevor du dich für ein Investment entscheidest. Wie gehen sie bei Kreditausfall mit deinem Geld um? Wie ist der Prozess im Worst Case? Kannst du dir frühzeitig Gelder auszahlen lassen? Wenn ja, wie hoch ist die Strafe?
Keep it simple: Da Crowdlending nur einen kleinen Teil deines Portfolios ausmachen solltest, solltest du es dir so leicht wie möglich machen. Wo kannst du automatisiert investieren? Dafür eignet sich Lend gut, wo du über Robo / Auto Invest automatisch einzahlst.
Fazit zum Thema Crowdlending und P2P Lending
Generell ist das Crowdlending eine gute Idee und kann dir als Investor*in die Möglichkeit geben, dein Portfolio weiter zu diversifizieren. Da du häufig selbst die Projekte auswählen kannst, die du finanziell unterstützen möchtest, kannst du dein Risiko selbst steuern. Ausserdem kannst du in viele verschiedene Projekte gleichzeitig einzahlen, was dein Ausfallrisiko minimiert. In meinen Augen solltest du Crowdlending als Anlageklasse aber erst dann ins Auge fassen, wenn dein “Core” Portfolio aus ETFs bereits besteht.
Du suchst nach weiteren Anlageklassen für dein Portfolio? Hier habe ich dir erklärt, wie du dein ETF Portfolio um Einzelaktien erweiterst und in diesem Beitrag erfährst du alles über nachhaltige ETF.