Heiraten in der Schweiz: Steuerliche Auswirkungen, die du kennen solltest
Heiraten ist nicht nur eine emotionale Entscheidung, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf deine finanzielle Situation. Auf einmal sind eure Vorsorge, Alltagsfinanzen und Steuern betroffen. Heiraten in der Schweiz, wo das Steuersystem komplex sein kann, will gut überlegt und die steuerlichen Konsequenzen einer Eheschliessung genau verstanden sein. Viele von euch denken vielleicht darüber nach, den grossen Schritt zu wagen und den Bund fürs Leben einzugehen. Oder vielleicht habt ihr schon geheiratet und seid neugierig, wie sich das auf eure Steuerlast auswirkt. Egal in welcher Situation ihr euch befindet, es ist wichtig zu wissen, welche steuerlichen Veränderungen eine Heirat mit sich bringt und wie ihr davon profitieren könnt. Hier tauchen wir genau in das Thema ein!
Inhaltsverzeichnis
Heiraten in der Schweiz: Steuerliche Auswirkungen, die du kennen solltest
Steuerliche Veränderungen nach der Heirat
Fallbeispiel: Gemeinsame Veranlagung vs. Einzelveranlagung
Besondere Regelungen und Ausnahmen
Steuerliche Behandlung von Kinderbetreuungskosten
Auswirkungen auf Sozialleistungen und Versicherungen
Steuerliche Veränderungen nach der Heirat
First things first: Warum verändert sich deine Steuerlast überhaupt nach der Heirat?
Ihr seid fortan vom Land nicht mehr als ledige Person, sondern als Ehepaar kategorisiert. Ein Ehepaar, das füreinander sorgt und füreinander Verantwortung übernimmt, und so eine sogenannte „Erwerbs- und Verbrauchsgemeinschaft" bildet. Geht es einem Ehepartner mal schlecht, geht der Staat davon aus, dass die andere Person sich nicht nur seelisch kümmert, sondern auch finanziell. Ab Eheschliessung werden daher auch zahlreiche Sozialleistungen immer auf das Gesamteinkommen des Haushaltes gerechnet.
Es gibt zwei wichtige Grundkonzepte, die du nach Heirat (oder besser schon davor!) verstehen solltest:
Gemeinsame Veranlagung vs. Einzelveranlagung
Ehegattensplitting
Die schauen wir uns in den nächsten Abschnitten genauer an.
Gemeinsame Veranlagung vs. Einzelveranlagung
Wenn du als nicht-verheiratete Person deine Steuererklärung machst, führst du eine Einzelveranlagung durch. Als verheiratetes Paar werdet ihr nun gemeinsam veranlagt. Was heisst das? Ihr macht eine gemeinsame Steuererklärung, bei der beide Einkommen zusammengerechnet werden. Basierend auf der Gesamtsumme wird dann euer Steuersatz berechnet.
Du wirst es sicherlich kennen: Dank Progression steigen die zu bezahlenden Steuern je höher das Einkommen ist.
Wenn du also aktuell 70.000 CHF Jahresgehalt hast, hast du im Kanton Zürich im Jahr 2023 9,8% Steuern auf dein Einkommen bezahlt.
Quelle: https://swisstaxcalculator.estv.admin.ch/#/home
Verdient dein Partner ebenfalls 70.000 CHF Jahresgehalt, habt ihr – dank gemeinsamer Veranlagung - zusammen ein Jahresgehalt von 140.000 CHF, das in Zürich im Jahr 2023 mit 10,85% Steuern belastet wurde. Im Vergleich zu den 6.857 CHF Einkommenssteuern pro Person als Singles (gesamt: 13.714 CHF), zahlt ihr bei gemeinsamer Veranlagung nun 15.194 CHF.
Quelle: https://swisstaxcalculator.estv.admin.ch/#/home
Eine gemeinsame Steuererklärung ist deswegen eher dann vorteilhaft, wenn ein Partner deutlich weniger verdient, da dadurch die Steuerlast der Person sinkt, die mehr verdient. Wenn beide Personen eher gleich viel verdient, kann es sein, dass ihr beide in einer höheren Steuerklasse landet als zuvor. Man spricht hier auch gerne von der „Heiratsstrafe“.
Das Thema wird aktuell sogar im Bundesrat diskutiert, da eine Volksinitiative sich für die „zivilstandsunabhängige Individualbesteuerung“, die für viele Menschen eine geringere Steuerlast bedeuten würde, stark gemacht hat. Die Meldung des Bundesrates dazu kannst du hier nachlesen. Das Schweizer Parlament hat jetzt bis Anfang 2025 Zeit, den Vorschlag anzunehmen oder abzulehnen. Es bleibt also spannend!
Für den Moment empfehle ich dir, mit dem kostenlosen Steuerrechner des Bundes einfach mal deine persönlichen Daten durchzurechnen, da es grosse kantonale Unterschiede gibt. In wenigen Klicks weisst du ganz genau, welche Steuersituation auf dich zutrifft: https://swisstaxcalculator.estv.admin.ch/#/calculator/income-wealth-tax
Ihr möchtet nicht heiraten, sondern im Konkubinat zusammenleben? In diesem Beitrag habe ich dir die Unterschiede zwischen Konkubinat und Ehe zusammengestellt.
Besondere Regelungen und Ausnahmen für verheiratete Paare
Neben der Einkommenssteuer gibt es weitere Auswirkungen auf deine steuerliche Situation nach Heirat.
Steuerliche Behandlung von Kinderbetreuungskosten
Eltern haben die Möglichkeit, erstmalig ab 2024, bis zu 25.000 CHF für externe Kinderbetreuungskosten abzusetzen. Davor waren es (in Zürich) 10.000 CHF. Für nicht verheiratete Paare kann die Person den Kinderbetreuungskostenabzug geltend machen, die den Unterhalt des Kindes bestreitet. Die andere Person zahlt Unterhalt an diese Person, das wiederum als Einkommen steuerlich deklariert werden muss.
Auswirkungen auf Sozialleistungen und Versicherungen
Eine Heirat wirkt sich ebenso auf Sozialleistungen und Versicherungen aus. So werden zum Beispiel bei Ehepaaren, die in Rente gehen, 150% der Maximalrente gezahlt. Bei Paaren, die nicht verheiratet sind, sind es volle 100% pro Person, also 200% der Maximalrente.
Ausserdem greift das Konzept der Witwenrente: Sollte der Partner sterben, bekommt die Ehefrau lebenslang eine Witwenrente ausgezahlt, die sich basierend auf den von ihm gezahlten Sozialversicherungsbeträgen berechnet. Sollte die Frau zuerst sterben, hat der Partner ebenfalls Anspruch auf die Witwenrente – allerdings nur so lange, bis er für Kinder sorgt. Sind die Kinder über 18 Jahre alt, verfällt der Anspruch.
Meine Tipps zur Optimierung deiner Steuerlast
Vielleicht liest du diesen Beitrag und denkst dir: Na toll, dann brauche ich auch gar nicht heiraten, wenn das nur Nachteile bringt. So soll es natürlich nicht sein, denn die Ehe bringt dir natürlich auch viele Vorteile – auch wenn viele davon nicht monetär zu beziffern sind.
Daher empfehle ich dir:
Sprich mit deinem Partner und zukünftigen Ehemann offen über das Thema Finanzen. Was verdient ihr als Haushalt? Welche Kosten habt ihr? Nutzt ihr bereits alle eure Freibeträge und Abzugsmöglichkeiten als alleinstehende Person? Wo könntet ihr eure Steuerlast schon vor Ehe optimieren?
Geht die Steuerplanung dann gemeinsam an: Was wird sich verändern, wenn ihr heiratet? Rechnet euer „neues“ Einkommen durch und schaut euch die Zahlen genau an. Was kommt auf euch zu?
Wenn ihr das Thema nicht alleine angehen wollt und eine fachkundige Meinung von aussen möchtet, um Strategien für euch zu entwickeln, dann konsultiert euren Steuer- oder Finanzberater/in. So könnt ihr sichergehen, dass ihr einen Gesamtüberblick über eure Situation bekommt und alle steuerlichen Möglichkeiten für euch ausreizt.
Fazit
Das Konzept der Witwenrente ist nur eines von sehr vielen Fällen, das uns zeigt, dass das Steuersystem in der Schweiz auf dem traditionellen Familienbild beruht. Ehen, in denen ein Partner sehr viel mehr verdient als der andere, werden steuerlich begünstigt. Doppelverdiener-Pärchen werden bestraft und das hindert immer noch die Emanzipation der Frau. Umso wichtiger ist es, dass du dich mit dem Thema Steuern vor der Heirat befasst, um die für dich beste Lösung zu finden.
Dich interessiert das Thema? Dann lies dir hier weiter, was sonst noch alles passiert, sobald du heiratest (Aufteilung der Güter, Scheidung, Erbe).