Umzug in die Schweiz: Was ist zu beachten?
Ein Umzug in ein neues Land ist eine aufregende, aber auch herausfordernde Erfahrung, besonders wenn es um die Schweiz geht - ein Land mit atemberaubender Natur und einem erstklassigen Lebensstandard, für den das Land weltweit bekannt ist. Deswegen macht es die Schweiz einem auch nicht besonders leicht, hinzuzuziehen. Als Nicht-EU-Staat müssen Deutsche, genauso wie alle anderen Länder, den kompletten Immigrationsprozess durchlaufen. Dabei gibt es eine Vielzahl von Dingen zu beachten, insbesondere aus finanzieller Sicht, die wir uns in diesem Artikel genauer anschauen wollen.
Umzug in die Schweiz: Die grössten Unterschiede zu Deutschland
Wenn du schon einmal zu Besuch in der Schweiz warst, hast du vielleicht den Eindruck bekommen, dass das Land Deutschland gar nicht so unähnlich ist. Wenn du dich jetzt aber näher mit dem Thema Umzug in die Schweiz beschäftigst, fallen dir sehr wahrscheinlich deutlich mehr Feinheiten und Unterschiede auf, die sich auf deinen Alltag auswirken werden. Welche Unterschiede das sind, klären wir jetzt.
Quellensteuer in der Schweiz: Das Pendant zur Einkommenssteuer
Jeder Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin, die noch keine Niederlassungsbewilligung (Ausweis C) besitzen, müssen Quellensteuer zahlen. Die Quellensteuer ist der Einkommenssteuer in Deutschland ähnlich. Sie wird direkt monatlich vom Lohn abgezogen. GrenzgängerInnen unterliegen ebenfalls der Quellensteuer.
Die Quellensteuer variiert von Kanton zu Kanton und von persönlicher Situation zu persönlicher Situation und natürlich auch von deinem monatlichen Einkommen. Eine alleinstehende Person zahlt andere Quellensteuer als verheiratete Paare.
Als Beispiel: Im Kanton Zürich fängt die Quellensteuer bei einem monatlichen Bruttolohn bis 800 CHF für eine ledige Person bei 0,25% an und hört bei über 100.000€ monatlichem Bruttolohn beim Höchstsatz von 32,55% auf. Der Höchstsatz ist hier also trotzdem noch deutlicher unter dem Einkommenssteuerspitzensatz in Deutschland (42%).
Sobald du deine Niederlassungsbewilligung erhältst, über 120.000,- pro Jahr verdienst, mehr als 80.000,- CHF Vermögen hast oder eine Person mit Schweizer Pass heiratest, bist du nicht mehr quellensteuerpflichtig. Denn dann musst du eine Einkommenssteuererklärung machen wie alle Schweizer und unterliegst der üblichen Einkommens- und Vermögenssteuer. Diese sind abhängig vom Kanton bzw. von der Gemeinde in der du Lebst. Wieviel du zahlst kannst du hier ungefähr berechnen: https://swisstaxcalculator.estv.admin.ch/#/calculator/income-wealth-tax.
Die Schweizer Altersvorsorge
Das Vorsorgesystem beruht in der Schweiz auf 3 verschiedenen Säulen:
Säule: Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) und Invalidenversicherung (IV). Beide Versicherungen gehen automatisch von deinem Angestelltengehalt ab.
Säule: Berufliche Vorsorge (BVG). Die meisten Arbeitnehmenden sind beitragspflichtig.
Säule: Individuelle Vorsorge. Du bekommst hier steuerliche Vorteile, wenn du selbst für deine Altersvorsorge aufkommst.
Je früher du die Unterschiede zu Deutschland verstehst, desto schneller kannst du dich auf das neue System einstellen und eine gute Lösung für dich und deine Altersvorsorge finden.
Mehr zu dem Thema Altersvorsorge in der Schweiz habe ich dir in diesem Artikel zusammengestellt.
Die Packliste für den Zoll
Da die Schweiz nicht Teil der Europäischen Union ist, kannst du leider nicht einfach deine Kartons packen und über die Grenze fahren. Du musst den Zoll passieren und dafür deine Unterlagen korrekt vorbereiten. Dazu gehört eine Liste der eingeführten Gegenstände (ich hoffe, du hast noch nicht gepackt!) und eine sogenannte „Wohnsitzverlegung“. Du musst beweisen, dass du vorerst dauerhaft aus dem Ausland zuziehst – z.B. anhand eines Arbeitsvertrages, Mietvertrages oder deiner Abmeldebestätigung aus Deutschland.
Checkliste: Dein Umzug in die Schweiz
Um dir den Zuzug in die Schweiz zu erleichtern, habe ich dir eine praktische Checkliste erstellt, damit du einen Überblick über offene und schon erledigte To Do’s bekommst. Die Checkliste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Jede Situation ist unterschiedlich und erfordert mehr oder weniger Vorbereitung.
Aufenthaltserlaubnis beantragen
Wohnungssuche angehen
Umzug vorbereiten: Packliste anfertigen für den Zoll
Ggf. Umzugsunternehmen einschalten
In Deutschland überall abmelden (Finanzamt, Einwohnermeldeamt, Stromanbieter, Rundfunk, Internetanbieter, Versicherungen)
Nachsendeauftrag bei der Post einreichen
Klären, ob du dein Bankkonto mit Wohnsitz im Ausland weiterführen darfst
Beim Kreisbüro melden (innerhalb von 14 Tagen nach Umzug)
Ggf. Haustiere melden
Führerschein ummelden
Obligatorische Krankenversicherung abschliessen (spätestens 3 Monate nach Umzug)
Bankkonto in der Schweiz eröffnen (dafür wird eine Aufenthaltserlaubnis benötigt)
Weitere Versicherungen abschliessen, mehr Informationen hier
Altersvorsorge in der Schweiz angehen (z.B. 3a-Konto eröffnen)
Erträge aus einem deutschen Depot in der Schweizer Steuererklärung angeben
Mein Fazit: Ein Umzug in die Schweiz ist komplex, aber möglich
In meinen Augen ist nichts unmöglich, wenn du es genug willst und dich genug darauf vorbereitest. Ich bin selbst 2012 aus Deutschland in die Schweiz ausgewandert und habe es bisher nicht bereut.
Trotzdem gibt es rückblickend 5 Dinge, die ich anders machen würde:
Ich würde mich besser mit dem Vorsorgesystem auseinandersetzen und verstehen, wie es funktioniert. Je länger du wartest, desto eher verlierst du potentielle Jahre, die du nicht mehr aufholen kannst.
Ich würde mich früher damit auseinandersetzen, ob meine deutschen Policen in der Schweiz noch Sinn machen. Die private Rentenversicherung oder auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann nach Umzug gegebenenfalls nicht mehr sinnvoll sein.
Früher Ordnung in meine „ausländischen“ Renten bringen und einen Überblick haben, was ich aus welchem Land erwarte.
Verstehen wie Immobilienfinanzierung funktioniert. Kaufen ist nicht immer besser als mieten – um aber für dich die beste Entscheidung zu treffen, solltest du das Thema genau verstehen. Die Unterschiede zu Deutschland sind gross und sich mit der Thematik früh auseinanderzusetzen lohnt sich.
Einen Netto - Netto Vergleich der beiden Länder erstellen. Im ersten Moment klingt mehr Gehalt super, aber ohne die Kosten zu kennen, sind höhere Einnahmen nur eine Zahl. Verstehe was dir vom Lohn abgezogen wird: Lohnzettel besser verstehen. Und welche Steuern zu zahlen musst: Links zum Artikel “Wie viele Steuern zahlt man in der Schweiz”
Ich wünsche dir alles Gute für deinen Umzug in die Schweiz!